PRESSEMITTEILUNG | 06.12.2022 | Berlin
Ist Revolution der richtige Ansatz?
Ohne Praktiker befürchten wir mehr Chaos, Bürokratie, Unterfinanzierung
Vorschläge zur Reform der Krankenhausversorgung vorgestellt
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat gestern eine Revolution angekündigt. Er stellte die Vorstellungen der Regierungskommission für die Zukunft der Krankenhäuser vor. Angesichts der wirtschaftlich und personell extrem schwierigen Lage, in der sich die Mehrzahl der Krankenhäuser aktuell befindet, ein wichtiges Vorhaben, das auch einige Vorschläge, die der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands in den vergangenen Jahren gemacht hat, in gewisser Weise aufgreift, etwa die notwendige Finanzierung von Vorhaltekosten.
„Das sehen wir durchaus als positiv an. Steter Tropfen höhlt den Stein. Dennoch wird die von Prof. Lauterbach geplante Umsetzung des Reformkonzeptes heftige Diskussionen in den Kliniken auslösen. Vieles bleibt wage, einige vorgesehene Regelungen greifen tief in die Krankenhausplanung der Länder ein, das Problem der gesetzlich ungenügenden Investitionsmittel der Länder für die Krankenhäuser wird nur am Rande erwähnt. Hier liegt aber ein Schlüssel zur Lösung vieler Probleme. Die investive Mangelernährung der Kliniken muss beendet werden“, so VKD-Präsident Dr. Josef Düllings.
„Erschreckend für uns im VKD ist zudem, dass die Basis für die künftigen Budgets das Jahr 2021 sein soll – ein Jahr, in dem bereits mehr als 60 Prozent der Krankenhäuser in roten Zahlen steckten. Man will also eine Reform aus einer extremen Krise heraus starten und gleichzeitig den Startpunkt bereits mit hohen Defiziten belasten. Oder wie ist das gemeint?
Auf die Praktikabilität der Vorschläge kommt es aber maßgeblich an. Es wird dazu noch viele Diskussionen geben müssen – bevor ein Gesetz aus dem Reformpapier der Regierungskommission wird. Denn das benötigt angesichts der komplexen Veränderungen innerhalb und außerhalb der Krankenhäuser sowie der Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung insgesamt, die hier vorgesehen sind, die Erfahrungen, Kenntnisse und Innenansichten der Praktiker.
Der Bundesgesundheitsminister hat in seinem Vortrag zur Eröffnung des 45. Deutschen Krankenhaustages im November zugesagt, dass die Krankenhausverbände zu den von der Regierungskommission vorgeschlagenen Reformvorhaben gehört werden sollen. Daher irritierte seine gegenteilige Aussage in der gestrigen Pressekonferenz, dass es keine Rolle spielen werde, was Verbände denken. Sie würden auch keinen Einfluss auf die Umsetzung haben. Es sei denn, sie hätten Substanzielles beizutragen. Ohne die aktive Mitarbeit der Praktiker – und sie sind es, von denen die Verbände getragen werden – ohne ihre Erfahrungen zur Umsetzbarkeit von Regelungen wird es keine Reform geben können, die tatsächlich funktioniert. Wir hoffen, er hat sich da nur falsch ausgedrückt. Seine Zusage auf dem Deutschen Krankenhaustag haben wir jedenfalls anders verstanden.