PRESSEMITTEILUNG | 16.06.2023 | Berlin
Die Devise der Bundespolitik: Nicht mal ignorieren …
Im Krankenhausbereich baut sich eine Insolvenzwelle sondergleichen auf. Das hat der gerade vorgestellte aktuelle Krankenhaus Rating Report gezeigt. Hatte sich die wirtschaftliche Lage der Kliniken bereits 2021 deutlich verschlechtert, nahm sie inzwischen bedrohliche Ausmaße für die Krankenhausversorgung an. Kann es überhaupt noch düsterer werden? Es kann.
„Für 2024 wird prognostiziert, dass 80 Prozent der Kliniken mit negativen Ergebnissen rechnen. Was tut der Bundesgesundheitsminister? Was tut die Ampelregierung? Sie alle schauen offenbar nicht einmal mehr hin. Nur nichts sehen. Nur nichts hören. Sie ignorieren diese himmelschreiende Tatsache einfach“, konstatiert der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands, Dr. Josef Düllings, bitter.
Der kalte Strukturwandel läuft bereits, wie die Sachverständigen schreiben. Er wird im kommenden Jahr noch weiter Fahrt aufnehmen. Um es ganz deutlich für jeden Bürger zu sagen: Es bedeutet, dass viele für die Versorgung notwendige Krankenhäuser es nicht mehr schaffen werden. „So what. Da kann man nichts machen“, scheint die Devise in der Bundespolitik zu sein.
Ist es so schwer zu verstehen?
- Die Krankenhäuser können die hohen Preissteigerungen in 2022 und 2023 von rund 17 Prozent nicht kompensieren, weil ihre eigenen Erlöse gesetzlich deutlich niedriger festgelegt wurden – auf 2,3 Prozent in 2022 und 4,3 Prozent in diesem Jahr. Damit wachsen die Schulden der Kliniken insgesamt Monat für Monat um rund 600 Millionen Euro weiter an. Schließlich sollen die Patienten weiter ordentlich versorgt werden.
- Auch der Hinweis des Bundesgesundheitsministers auf die geplante Krankenhausreform und ihre segensreiche Wirkung zielt inzwischen in eine Zeit, in der es diese Häuser nicht mehr geben wird. An die Kosten für die Umsetzung der Reform mit allen dafür notwendigen Investitionen – Schätzungen reichen von 10 Milliarden bis zu 50 Milliarden Euro – denken wir dann heute mal lieber nicht. Die werden ja vermutlich erst nach der Bundestagswahl fällig.
- Auf das jahrzehntelange Dilemma der ungenügenden Investitionsfinanzierung durch die Länder sei hier nur kurz hingewiesen.
Die Krankenhäuser benötigen sofort eine Lösung gegen die gefährliche Unterfinanzierung. Cool darauf zu verweisen, dass der kalte Strukturwandel zwar stattfinde, man nun mal aber kein Geld vom Bundesfinanzminister bekomme, wie es Prof. Lauterbach tut, erweckt den Eindruck, dass ihm dies eigentlich ganz recht ist. Spielt hier die Milchmädchenrechnung eine Rolle, dass weniger Krankenhäuser dann auch weniger kosten würden? Dr. Düllings: „Die Folge dieses Irrglaubens und der unverantwortlichen Untätigkeit sind beschädigte, ja gegebenenfalls zerstörte Versorgungsstrukturen. Erklären sie das dann den betroffenen Patienten, Mitarbeitern und Bürgern bitte selbst!“